Erster Einsatz der Dampflokomotive Lukas auf der Schinznacher Baumschulbahn

22.08.2016
Erleben Sie die Dampflokomotive Lukas erstmals in Betrieb am Mehrzugbetrieb.
Der diesjährige Mehrzugbetrieb bei der Schinznacher Baumschulbahn steht unter einem besonderen Zeichen. Nach mehr als zweijähriger Revisionsarbeit können die Vereinsmitglieder die fast hundertjährige Dampflokomotive Lukas zum ersten Mal vor Personenzügen im Einsatz präsentieren.



Die Lokomotive Lukas wurde 1918 unter der Fabriknummer 7479 von der Firma Orenstein & Koppel in Drewitz bei Berlin gebaut und an das Kieswerk Weitmann & Co in Kissing (Bayern) geliefert. Bis 1967 wurde die Dampflok dort zum Transport des abgebauten Kieses eingesetzt. Der Bahnhofsvorstand von Lüsslingen an der Strecke Solothurn – Lyss bemühte sich darum, eine kleine Feldbahndampflok für seine private Schmalspurbahn zu erwerben. Im Jahr 1968 wurde er bei der Firma Weitmann & Co. fündig. Dort war man nach einigen Verhandlungen bereit, ihm die kürzlich abgestellte O&K Dampflok zu verkaufen. Die Lok gelangte 1968 in die Schweiz. Nach erfolgter Kesselrevision konnte die Lok von ca. 1972 bis ca. 1985 gelegentlich angeheizt und auf einer kurzen Feldbahnstrecke am Bahnhof hin- und hergefahren werden. Der Traum einer längeren Schmalspurstrecke konnte leider nicht realisiert werden. Nach 1985 wurde sie nicht mehr eingesetzt und leider ungeschützt neben dem Bahnhof abgestellt.
Als der Bau der Autobahn A5 vorangetrieben wurde, musste die Lokomotive 1996 entfernt werden. Der Eigentümer war gezwungen, eine neue Heimat für die Dampflok zu suchen. So kam es, dass sie am 10. Februar 1996 nach Schinznach transportiert wurde. Die zehnjährige Abstellzeit im Freien verhinderte eine rasche Wiederinbetriebnahme und so wurde die Lok aus Platzmangel vorübergehend draussen unter einer schützenden Blache abgestellt. Nach langwierigen Verhandlungen konnte der Verein Schinznacher Baumschulbahn die Dampflokomotive schliesslich im Sommer 2001 erwerben.
Während des Mehrzugbetriebes im September 2013 wurde die Lok zum letzten Mal komplett den Besuchern präsentiert und sammelte mit der Dampfdom-Spendenkasse Geld zur Unterstützung seiner zukünftigen Revision. Im Februar 2014 begann die Revision der Lok. Trotz der langen Abstellzeit im Freien war es möglich, die Verschraubungen am Kessel ohne grosse Probleme zu lösen. Je nach Kapazität wurde während der gesamten Saison weiter an der Revision von Kessel und Fahrwerk gearbeitet. Ende November 2014 war der Kessel bereits fertig eingerohrt und konnte durch den Kesselinspektor einer Wasserdruckprobe unterzogen werden. Das positive Resultat ermutigte die Vereinsmitglieder dazu, die Arbeiten an der Lok zügig weiterzuführen, sodass bereits im August 2015 erste Testfahrten unter Dampf stattfinden konnten.
Die Frage, wie sich die Lok in Zukunft den Besuchern präsentieren soll, führte zum Beschluss, die Lok nicht mehr im ursprünglichen Zustand aufzubauen. Stattdessen erhielt die Lok einen Aufbau, welche an viele auf Trambahnen eingesetzte Dampfloks erinnern soll. In diesem Zustand ist die Lok zwar nicht mehr im Originalzustand, stellt aber als Tramway-Lok auf der Spurweite von 60cm weltweit inzwischen ein Unikat dar.
Zusammen mit der Schlepptenderdampflok Sequoia und den beiden Dieselloks Abelia bzw. Viola darf die Dampflok Lukas nun die Unternehmensgeschichte von Orenstein & Koppel sowie deren Nachfolge unternehmen bei der Baumschulbahn aufzeigen.
 

Geschichte der Dampflok Lukas

1918 Ausgeliefert von Orenstein & Koppel, 7479/1918
1918 Inbetriebnahme im Kieswerk J.A. Weitmann & Co in Kissing (Bayern)
1967 Abstellung
1969 Verkauft in die Schweiz, Bahnhof Lüsslingen
1972 Wiederinbetriebnahme für Plauschfahrten, Taufe auf Evi-1
1985 letzte Fahrten und Abstellung
1985 bis 1996 im Freien abgestellt
1996 Überführung nach Schinznach, Abstellung draussen unter Blache
2005 in die Depotremise umgestellt, Abstellung drinnen
2006 Umbenennung von Evi-1 auf Lukas
2014 Beginn der Aufarbeitung
2015 Erste Testfahrten
2016 Erster Betriebseinsatz